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Schuhschachtelhäuser in Aussee?
Ein geplantes Bauprojekt auf den ehemaligen Fröhlich-Gründen sorgt in Bad Aussee für helle Empörung. Eine sogenannte Ferienwohnanlage, die sich eher wie eine städtische Plattenbausiedlung ausnimmt, soll auf dem Platz gebaut werden, wo einst in einem schönen Parkgelände die klassizistische Villa Fröhlich stand. Nach Jahrzehnten des Stillstands, in denen die Villa der Zerstörung und dem Verfall preisgegeben war, ist jetzt ein Neuanfang für eine bauliche Lösung möglich geworden.
Es gibt in Bad Aussee kaum einen attraktiveren Bauplatz, der gleichzeitig auch das Orts- und Landschaftsbild so stark prägt. Eigentlich eine Chance für Architekten, Landschaftsplaner, Bauherren und Gemeindepolitiker, könnte man meinen, hier für eine Bebauung zu sorgen, die dem Charme Bad Aussees und seinem geschützten Ortsbild gerecht wird. Aber weit gefehlt! Die Wirklichkeit sieht leider anders aus: Jetzt sollen hier sechs viergeschossige Wohnklötze mit Flachdach und ein Wohnturm, der so hoch wie das PVA Gebäude im Stadtzentrum ist, errichtet werden. Geht es nach dem Willen von Immobilienmulti RA Dr. Hohenberg, dem Betreiber dieses Bauprojekts, werden auf dieser begrenzten Fläche in schuhschachtelähnlichen Wohnblocks etwa 96 Luxuswohnungen („Residence Club“) entstehen.
Die BürgerInitiative gegen SchuhSchachtelhäuser im Ausseerland (B.I.S.S.)möchte die Verbauung in dieser Form unbedingt verhindern und verlangt vom Bürgermeister in Bad Aussee: „Für solche Wohnbauten darf es in Bad Aussee keine Baubewilligung geben.“
Der Schutz des Ortsbildes und die Bewahrung der Ausseer Kulturlandschaft dürfen nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden. Es gibt zwei negative Gutachten von zwei Ortsbildsachverständigen. Das Gutachten von DI Friedrich Hueber spricht sich eindeutig gegen diese Art der Verbauung aus: Alle geplanten Gebäude entsprechen nicht den Anforderungen des Ortsbildkonzeptes 2007 und der Bebauungsgrundsätze. Dies betrifft sowohl die Dimension der Baukörper, die kubische Form der Baukörper, das Fehlen von optisch wirksamen, ortsüblichen Dächern und entsprechender Fassadengestaltung.“
Hier werden Immobilienprofite auf Kosten der Bevölkerung und eines nachhaltigen Tourismus gemacht. Denn wer glaubt, dass es sich hier um den Bau von leistbaren Wohnungen handelt, wird enttäuscht werden. Vermutlich wird der Quadratmeterpreis für diese Appartments kaum unter € 4000.- zu liegen kommen. Bei dieser überdimensionierten Verbauung geht es keineswegs um die Schaffung von dringend notwendigen Wohnraum zB. für junge Leute (was macht die Stadtgemeinde eigentlich dafür?) sondern um Geldanlagen in höchstpreisige Zweitwohnsitze, die maxim. 2 Monate im Jahr bewohnt werden. Und dem Tourismus im Ausseerland wird durch solche ignoranten Bauprojekte seine Grundlage – nämlich ein intaktes Orts – und Landschaftsbild entzogen.
Es ist deprimierend, dass Profitinteressen offenbar vor keiner Schandtat zurückschrecken und die Politik uns noch Sand in die Augen streut. Besser ist es, den Ärger darüber offen zu äußern, als resignierend alles hinzunehmen („nutzt eh alles nix“). Den verantwortlichen Politikern erst bei den nächsten Wahlen einen Denkzettel zu verpassen, nützt nichts mehr.
Aber noch ist nicht aller Tage Abend und die Baubewilligung wurde vom Bürgermeister noch nicht erteilt. Ein geologisches Gutachten, das die Sicherheit der unter dem Steilabhang der gerodeten Großbaustelle liegenden Anrainer überprüfen soll, ist noch ausständig. Und die zwei negativen Gutachten der zwei Ortsbildsachverständigen wird der Bürgermeister von Bad Aussee wohl zur Kenntnis nehmen müssen. Ebenso wie die Stimmen der BürgerInitiative gegen Schuh-Schachtelhäuser im Ausseerland (B.I.S.S.), die sich am 12.April 2014 konstituiert hat.
Bitte macht Freunde und Interessenten auf diese Kampagne aufmerksam. Jede/r ist eingeladen, sich aktiv an der B.I.S.S. zu beteiligen. Unterschreiben sollen alle, die das Anliegen mittragen, egal ob BewohnerIn, BesucherIn oder FreundIn des Ausseerlandes. Wenn die Gemeindepolitiker ihren Job nicht machen und solche wichtigen Entscheidungen nicht breit und öffentlich diskutieren, dann müssen die Bürger das lautstark von ihnen einfordern!
Noch eines ist wichtig: Es geht den Initiatoren der B.I.S.S. nicht darum, die Bebauung der Fröhlich-Gründe zu verhindern. Es geht darum eine ortsbild- und landschaftsverträgliche Bebauung, die den Vorstellungen der ansässigen Bevölkerung, den Anrainern aber auch genau so Liebhabern und Besuchern des Ausseerlandes entspricht, sicherzustellen. Es gibt doch genug gute Beispiele für eine der Ausseer Kulturlandschaft angemessene Architektur.
Eine breite Diskussion darüber wäre längst fällig gewesen. Wir laden deshalb nicht nur die Befürworter dieser Kampagne, sondern auch die Gegner dazu ein, hier ihre Meinung zu sagen.